
Moin Franziska, Du bist seit August 2019 bei Mayr PR als Junior PR-Managerin angestellt. Was hat Dich an dieser Tätigkeit gereizt und wie sieht Deine Woche so aus?
Gereizt hat mich vor allem die Vielfältigkeit, die der Job bereit hält und das hat mir auch das letzte Jahr gezeigt und bestätigt. Man bekommt so viele Einblicke in unterschiedliche Themen, Unternehmen, Menschen und Geschichten. Und es wird wirklich nie langweilig. Wir können grob die Woche planen, aber oft kommt dann doch ganz schnell ein neues Thema rein. Ich glaube, was einem in diesem Job jung hält, ist, dass man sich stets in (komplexe) Themen einarbeiten muss, Kontakt zu vielen Menschen hat und seinen Wissensschatz enorm erweitern kann.
Du bist in Erwitte (Lippstadt) aufgewachsen und hast dann Deinen Bachelor in Medienwissenschaften und -management an der Universität Siegen begonnen. Wieso dieses Studium und wieso Siegen?
Ganz ehrlich? Ich hatte das Abi in der Tasche und erstmal keine konkrete Idee wohin mit mir. Einige wissen schon ganz genau: Ich werde Lehrer*in oder ich möchte unbedingt Jura studieren. Bei mir war das weniger der Fall.
Sport liebe ich – mache ich etwas mit Sport? Mein Papa ist Architekt – wie wäre es damit? Oder doch lieber Polizei? Tatsächlich habe ich mich in unterschiedlichen Bereichen für einen Studienplatz beworben – am Ende ist es dann Medienwissenschaften und -management an der Universität Siegen geworden.
Warum Siegen? Diese Frage hat man damals von wirklich jedem gestellt bekommen. Das lustige und charmante an Siegen ist, dass die meisten die dort landen, gar nicht dahin wollten, aber der NC dann doch nicht bei 1.0 lag. Ich vermute Medienwissenschaften ist es letztendlich geworden, da ich schon immer Lust hatte mich mit bestimmten Medien zu beschäftigen. Mein Opa hat damals alles Alltägliche mit einer Videokamera gefilmt – das wollte ich auch. Und so habe ich mir als kleines Kind eine Videokamera (tatsächlich noch mit Kassetten) gewünscht, bekommen und ganze viele Filme gedreht – ja sogar auch einen coolen Tatort.

Nach Deinem Abschluss im Jahre 2015 hast Du zwei sehr interessante Arbeitgeber im Rahmen von zwei Praktika gehabt: Wie sahen diese beiden Praktika bei meworks in Köln und anschließend bei Hertha BSC aus?
Ich wusste, dass ich nach meinem Bachelor auch noch meinen Master machen wollte, aber eben nicht direkt hintereinander. Für mich war jetzt nach einem Praktikum bei unserer Lippstädter Tageszeitung, erstmal die Zeit für mehr Praxis. So ging es für mich nach Kölle, zur TV-Produktionsfirma meworks. Für das WDR-Reiseformat „2für300“ durfte ich in einem kleinen Team den kompletten Trip nach Berlin planen: Was sind coole Hotspots? Was wollen die Zuschauer sehen? Der Einblick in eine TV-Redaktionen war durchaus interessant, aber mir wurde auch schnell klar, dass ich damit noch nicht meine Berufung gefunden habe.
Anschließend ging es in unsere wunderschöne Hauptstadt (sorry, das muss ich einmal für die ganzen Nicht-Berlin-Sympathisanten sagen – Ja, Berlin ist schön) zum Praktikum in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Hertha BSC.
Es war auf jeden Fall mal interessant einen Blick hinter die Kulissen des Profisports zu werfen. Highlight war natürlich jedes zweite Wochenende das Heimspiel im Olympiastadion. Neben der Vorbereitung des Spieltags, habe ich Interviews begleitet, redaktionelle Tätigkeiten ausgeübt und noch eine Menge mehr. In meinem zweiten Praktikum 2019 durfte ich dann einen Blick in die Corporate Social Responsibility-Abteilung werfen und bei der sozialen Neuausrichtung von Hertha BSC mitwirken. Das Praktikum hat mich auf eine ganz besondere Weise in einigen Teilen auch sehr berührt. Auf einmal wird man mit Schicksalschlägen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen konfrontiert – und oftmals haben sie noch einen ganz besonderen Wunsch, den man natürlich gerne erfüllen möchte. Das geht einem teilweise dann schon sehr nah. Insgesamt war es aber sehr schön und hat viel Spaß gemacht.

Deinen Master hast du anschließend im Fachbereich Medien und Kommunikation in Passau absolviert. Deine Masterarbeit hat den Titel: „Rote Karte gegen Rassismus – Entwicklung eines Leitfadens zum Umgang mit Hass im Netz“ Wie bist du auf diese Thematik gestoßen?
In meinen Master habe ich meinen Schwerpunkt auf Medienpädagogik gelegt. Daher musste ein Thema her, das in diesem Kontext passte. Fußball ist eines meiner Lieblingsthemen. Und Hate Speech im Fußballbereich ist schon lange ein Problem – mit dem Internet wurde dieser Hass allerdings nochmal in ein anderes „Universum“ katapultiert.
Zum Zeitpunkt meiner Themenfindung war klar, dass ich nach meinem Master das Praktikum bei Hertha BSC mache. Daher setzte ich mich mit ihnen in Kontakt, um herauszufinden, was aktuelle Probleme sind. Nach der Teilnahme eines internen Workshops beim Hauptstadtverein zum Thema „Hate Speech im Fußballbereich“ stand mein Thema fest. Ich finde, abgesehen vom Fußball, ist das Thema Hassrede im Internet sowieso ein sehr wichtiges Thema – für viele Nutzer*innen ist dieser Hass teilweise unsichtbar, für den Betroffenen ist die perfide Alltagswaffe aber umso schlimmer.

Wie schaust Du heute auf die Entwicklungen im Bereich Hate Speech?
Einerseits ist es schön zu sehen, dass es mittlerweile sehr viele Initiativen gibt, die sich gegen Hassrede im Internet einsetzen und für Aufklärung sorgen. Das ist sehr wichtig – vor allem, weil Kinder schon früh den Weg ins Internet und vor allem auf die sozialen Plattformen wie Instagram und TikTok finden. Einige werden in dieser Umgebung teilweise mit beleidigenden, rassistischen und hasserfüllten Kommentaren, Bildern oder Videos konfrontiert. Im digitalen Raum ist im Vergleich zum „echten Leben“ die Schnelligkeit und die kostenlose Verbreitung sowie die Anonymität und Enthemmung sehr gefährlich. Die Menschen, die Hass schüren, sind meistens in der Minderheit – nur oftmals so viel lauter. Präventionsmaßnahmen sind und bleiben in diesem Zusammenhang sehr wichtig – primär Kinder müssen hier frühzeitig abgeholt werden.
Und auch wenn das Internet ein Ort ist, an dem ein kultureller und religiöser Austausch über Perspektiven, Wissen, Erfahrungen und Sichtweisen zwischen unterschiedlichen Menschen auf der ganzen Welt stattfinden kann und sich oft gegen Rassismus und für Toleranz und Respekt ausgesprochen wird, ist es gleichzeitig ein Ort an dem Rassismus, Einschüchterung und Hetze zu finden sind.
Letztendlich sollte nie vergessen werden, wofür soziale Medien am Anfang standen: Menschen auf der ganzen Welt eine Plattform bieten, um sich miteinander zu verbinden und einen Austausch zu fördern.
Welche persönlichen Ziele verfolgst Du in den nächsten Jahren?
Da sind wir gerade bei einem ganz aktuellen Thema, mit dem ich mich in den letzten Wochen auch viel beschäftigt habe – gar nicht so für mich persönlich, aber was ich in meinem Bekanntenkreis so mitbekomme. Grundsätzlich bin ich ein Fan davon, dass man sich Ziele im Leben setzt, damit man sich auch motiviert und den Ansporn hat etwas zu erreichen. Aber wie wäre es vor allem im privaten Leben mit nicht zu unrealistischen Zielen? Oder des Öfteren den Ist-Zustand reflektieren, um zu sehen, dass der auch schön sein kann, auch wenn dieser nicht den Vorstellungen entspricht.
Also, um nochmal auf meine Ziele zu kommen:
Ganz konkrete Ziele habe ich gar nicht. Aber beruflich möchte ich mich immer weiterentwickeln und viel Neues dazu lernen. Sowohl im Beruf als auch Privat möchte ich vor allem eins: Glücklich sein und mir immer wieder vor Augen führen, dass das Leben schön ist. Ich glaube, manchmal muss man den Menschen in dieser Hinsicht wieder ein bisschen die Augen öffnen, wenn sie wegen der ein oder anderen Kleinigkeit das Meckern anfangen. Cheers!
Du kommst sehr viel rum, nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch im Ausland. Kannst Du ein paar Highlights nennen?
Dieses Jahr hatte ich definitiv noch kurz vor Corona ein Highlight: Es ging für mich nach ca. über 18 Jahren zum zweiten Mal ins wunderschöne Namibia. Mamas Cousin wohnt hier mit seiner Familie. Ich liebe es andere Kulturen und Länder zu entdecken. Namibia hat mich fasziniert. Dieses Land strahlt vor Ruhe und weit und breit ist nichts – außer natürlich die wunderschöne Natur. Diese Weiten haben für mich etwas total beruhigendes. Und dann die für uns außergewöhnliche Tierwelt. Ich glaube die Tiere kann ich mir auch noch zum 3.,4. oder 10. Mal angucken – wenn eine Giraffe oder ein Elefant neben deinem Auto her läuft, kann man nur begeistert sein.
Reisen und Länder kennenlernen ist für mich Luxus.
Neben Amerika, mein Neffe wohnt hier, ging es nach dem Bachelor 2 ½ Monate durch Asien und letztes Jahr stand Costa Rica an – ich zähle jetzt nicht alle Länder auf, dann würden wir noch morgen hier sitzen. Aber alle haben etwas ganz besonderes und man lernt sich, die Welt, die Kultur und Menschen kennen.

Aber das mit dem Rumkommen ist bei mir in den letzten Jahren auch gang und gäbe gewesen: Erwitte, Siegen, Köln, Berlin, Erwitte, Passau, Berlin, Erwitte, Hamburg – umziehen kann ich! 😀
Ausgleich zur Arbeit?
Ein Ausgleich zur Arbeit ist mir super wichtig und den finde ich vorrangig im Sport. Fußball ist einer meiner großen Leidenschaften (merkt man wohl kaum :D). Als kleines Kind auf dem Bökelberg mitgenommen, fleißig beim Bruder zugeschaut, der in seiner Jugend beim SC Paderborn gespielt hat und seit 2003 bin ich dann selber zum Fußball spielen gekommen. Kreisauswahl, Stützpunkt in Paderborn und durch den ein oder anderen Umzug, bin ich dann von meiner Herzensmannschaft Bad Sassendorf zum 1. FC Passau und schließlich zum HSV Barmbek-Uhlenhorst gewechselt. Neben zwei Mal Training die Woche und zu guten Zeiten ein Spiel am Sonntag, gehe ich dann ab und an noch joggen oder mache Krafttraining. Und, wenn sich dann noch ein Bekannter zum Tennis spielen findet, ist die Woche perfekt. Tennis war tatsächlich auch 16 Jahre ein großes Hobby von mir – durch mein Studium habe ich das aber erstmal aufs Eis gelegt.
Was neben dem Spaß am Fußball für mich aber auch ein enormer Pluspunkt bei dem Mannschaftssport ist, ist das Gruppengefühl. Da ich mit drei Geschwistern aufgewachsen bin, brauche ich das dann manchmal einfach – Rudelbildung. Zudem lernt man so viele unterschiedliche Persönlichkeiten kennen – mit einer Fußballfreundin hab ich darüber mal geredet, denn sie meinte zu mir: „Ey Franzi, wir zwei sind solche Gegensätze, außerhalb des Fußballplatz hätten wir doch nichts miteinander zu tun gehabt, aber hier passen wir wie Arsch auf Eimer.“ Das finde ich total interessant: Unterschiedliche Menschen kommen zusammen, finden sich und bilden ein Team.

Wenn Du in die Vergangenheit reisen könntest, was würdest Du verändern wollen?
Wie sagt man so schön: Bereue nichts! Das ist sicher auch ein Motto von mir. Also in der Vergangenheit etwas ändern, würde ich nicht.
Worte zum Abschluss?
Da wir jetzt auch ein wenig über Hassrede gesprochen haben, fällt mir etwas ein, was mich richtig traurig gemacht hat – wahrscheinlich mehr als das bei der Betroffenen der Fall war.
Vor ca. drei Jahren hat ein erwachsener Mann zu meiner Nichte, die zu dem Zeitpunkt ca. vier Jahre alt war, auf einem Spielplatz gesagt: „Geh weg du Lakritzfuss!“
Sie hat es glaube ich gar nicht verstanden, aber wir. Ihre Familie hat das so sehr erschrocken und traurig gemacht.
Mit Worten kann man viel kaputt machen, aber gleichzeitig auch so viel schönes bewegen. Wenn man sie richtig nutzt, können sie Wunder bewirken.
Ich danke Dir für das aufschlussreiche Interview!
Interview: Jana Pohlmann