Schlagwort: Forschung

  • Was macht eigentlich Anna Moraldo, Master of Science in Marinen Umweltwissenschaften?

    Anna Moraldo (31) vor dem Nirgardsbreen-Gletscher in Schweden
    Anna Moraldo (31) vor dem Nirgardsbreen-Gletscher in Schweden

    Moin Anna! Du hast seit 2020 den Master of Science in Marinen Umweltwissenschaften mit den Schwerpunkten Biologie und Ökologie in der Tasche. Wofür braucht man das?

    Moin Jana! Wir leben von und im besten Fall mit der Natur; Wir bedienen uns an den verschiedensten Ressourcen, die zum Teil essenziell für uns sind. Daher drängt sich nun die Frage auf, wie sich die Natur unter der immer intensiveren Nutzung verändert und welche Rolle dabei der Klimawandel spielt.

    Und hier komme ich als Umweltwissenschaftlerin ins Spiel: Durch die Erhebung und Auswertung von Daten, die aus verschiedenen Parametern entstehen, erfasse ich eine Momentaufnahme. Zum Beispiel über den Zustand eines Waldes, eines Sees oder einer Landschaft. Sollten diese Daten über einen längeren Zeitraum erhoben werden, ergibt sich ein Entwicklungstrend. Auf diese Weise können Ökosysteme erhalten oder renaturiert werden, um so die Biodiversität zu schützen. Die Einsatzmöglichkeiten sind durch mein Studium überaus groß: Von kleinen Nischen bis hin zu Großprojekten. Mein Kompetenzbereich liegt dabei in der Erstellung von Gutachten, in der Forschung direkt im Labor und weiterhin möchte ich mich für den Schutz der Meere einsetzen – eben breit gefächert. 🙂

    Worum ging es in Deiner Bachelor- und Masterarbeit?

    Meine Masterarbeit habe ich an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Universität Hamburg verfasst. Das Thema der Masterarbeit lautet:

    Die Berücksichtigung der Belange des Naturschutzes bei der Genehmigung von Großprojekten. Eine Stakeholder-basierte Analyse des Verfahrens der neunten Elbvertiefung mit Blick auf das FFH-Gebiet Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

    Da meine Bachelorarbeit eher wissenschaftlich ausgerichtet war, wollte ich nun mit meiner Masterarbeit primär die gesellschaftspolitische Ebene berücksichtigen. Es ist und war mir wichtig interdisziplinär zu arbeiten. Die Masterarbeit stellt eine Entwicklung, hin zu einem – im Gegensatz zur Bachelorarbeit – großen, für die Gesellschaft relevanten, Projekt dar. In der Arbeit fließt meine wissenschaftliche Expertise zu einem kontrovers diskutierten Thema ein. Die neunte Elbvertiefung weist enorme gesellschaftpolitische Dimensionen auf und wird dabei durch die Interessenvertreter der Ökonomie und Ökologie geprägt. Ich befasse mich in meiner Arbeit, mit den zu erwartenden Auswirkungen auf das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer und wie damit umgegangen wird.

    Aufschlussreich war während der Erstellung, wie konfliktbehaftet solch ein Projekt bereits im Vorwege sein kann. Damit meine ich den Konflikt zwischen dem wirtschaftlichen Interesse und dem Naturschutz. Hierbei zeigt sich ein weiteres Mal, wie wichtig Kommunikation ist. Alle Beteiligten müssen sich an einen Tisch setzen, für ihren Fachbereich und ihre Überzeugung einstehen und auf Grundlage dessen, eine Lösung finden. Ich bin gespannt, wie die neunte Elbvertiefung ausgeht und mit welchen Konsequenzen wir in den nächsten Jahrzehnten an und um die Elbe zu rechnen haben.

    Die Bachelorarbeit erstellte ich am ICBM Terramare in der Arbeitsgemeinschaft Planktologie in Wilhelmshaven. Das Thema meiner Bachelorarbeit lautet:

    Etablierung eines Chemostat-Systems zur Untersuchung der Populationsdynamik von Pseudo-nitzschiamultiseries (Diatomee) > wow… (Anmerkung der Interviewerin)

    Bei dem Thema meiner Bachelorarbeit geht es um ein komplexeres Umweltproblem, nämlich um die Erforschung der Dynamik von potenziell schädlichen Algenblüten. Oft haben plötzlich stark auftretende Algenblüten negative Auswirkungen auf das betroffene, wie auch umliegende Ökosystem und in einigen Fällen sogar bis zum Menschen. Vielleicht ist es einigen schon aufgefallen, dass es mittlerweile an vielen Strandabschnitten oder Badeseen Warnschilder gibt, die darauf hinweisen, dass es in heißen Sommern vermehrt zur Bildung von giftigen Algenblüten kommt. Als Umweltwissenschaftlerin habe ich im Labor erforscht, wie es zu der Entstehung solchen Blüten kommt und wann diese giftig werden. Da spielen die Temperatur, die Nährstoffe im Wasser aber auch die potenziell eingetragenen Nährstoffe von Feldern durch Regen, der pH-Wert, das Licht und noch viele weitere Parameter eine wichtige Rolle. Durch die erhobenen Daten können letztlich Modelle simuliert werden, die bei der Vorhersage solcher extremen Ereignisse helfen sollen.

    Wie bist Du auf die Idee für dieses Studium gekommen?

    Schon während der Schulzeit habe ich mich für Biologie interessiert, aber ich wollte nicht einfach nur Biologie studieren. So bin ich auf den Studiengang Umweltwissenschaften gekommen; Die Vielfalt und der interdisziplinäre Aufbau des Studiums haben mich begeistert.

    Wo würdest du sagen liegen deine Kompetenzen?

    Ich habe mich schon während des Studiums viel mit Softskills beschäftigt und mein Studium dahingehend erweitert. Zu dieser Weiterbildung zählen Kurse wie Verhandeln und Konfliktmanagement, das Arbeiten in interkulturellen Teams sowie die Umweltbildung. Außerdem rechne ich dem Themenbereich der Nachhaltigkeit eine hohe Relevanz zu, weshalb ich das Modul während meines Studiums besucht habe. Meine Stärken liegen in der Organisation und somit in der eigenverantwortlichen Arbeit, wahrscheinlich auch bedingt durch meine jahrelange Tätigkeit als Kleinunternehmerin im Eventbereich. Ich liebe es aber auch im Team zu arbeiten und dabei Gedanken auszutauschen. Meine Kreativität äußert sich in malen und kochen.

    Anna wohnt derzeit in Hamburg und ist gerne unterwegs - hier beim Eisessen auf der Schanze
    Anna wohnt derzeit in Hamburg und ist gerne unterwegs – hier beim Eisessen auf der Schanze

    Findet man in dieser Branche leicht einen Job?

    Theoretisch ja, aber praktisch ist es aufgrund der fehlenden Mittel sehr schwierig. Damit meine ich, dass im Bereich Naturschutz, Umwelt oder auch Nachhaltigkeit das Geld fehlt, um die Fachkräfte dementsprechend zu vergüten. Die Ziele sind gesetzt, aber der Geldbeutel ist leer. Es ist toll, dass sich die Gesellschaft in einem Umbruch befindet, aber das System hingegen agiert darauf enorm langsam – Veränderung braucht oft (viel) Zeit. Zudem finde ich es schade, dass die Einstiegsmöglichkeiten für Absolventen wie mich, oft sehr starr gestaltet sind. Es gibt wenig Spielraum in der Gestaltung einer Stelle. In mir ist ein großer Tatendrang und ich würde meine theoretische Erfahrung nun gerne in die Tat umsetzen.

    Wie motivierst Du Dich ?

    Momentan habe ich leider noch keine feste Anstellung. Ich behalte aber mein Ziel im Auge, versuche unabhängig zu sein und versuche mit dem was ich gelernt habe nun auf eigenen Füßen zu stehen. Ich möchte nicht noch ein bis zwei Aushilfsjobs machen müssen, um Geld zu verdienen. Ich stehe hinter dem, was ich gelernt habe und die Überzeugung daran macht mich stark. Mich motiviert es momentan, Bewerbungen zu versenden, mit der Vorstellung, dass dieser spannende und tolle Job meiner sein könnte. Es gibt auch andere Bereiche, in denen ich momentan Erfolgserlebnisse erleben kann: Yoga ist eine tolle Möglichkeit sich sportlich und irgendwie auch mental auszupowern. Weiterhin habe mich vor kurzem bei Working Out Loud angemeldet. Hierbei lernt man zwölf Wochen lang zusammen in einer Vierer-Gruppe. Jeder verfolgt dabei zu einem Thema ein persönliches Lernziel und teilt es einmal die Woche den anderen mit, sodass alle einen Lernerfolg verzeichnen können.

    Wo könntest Du Dir eine Anstellung vorstellen und warum?

    Ganz klar: In einem Unternehmen, mit dem ich mich identifizieren kann. Ich möchte hinter dem Produkt oder den Aufgaben stehen, die ich ausübe. Ich befasse mich gerne mit der Lösungsfindung zu umweltspezifischen Fragen oder mit der Thematik der Nachhaltigkeit. Generell führe ich gerne Menschen oder Teams zusammen. Mir ist es wichtig das in meinem Arbeitsumfeld ein ehrlicher und authentischer Umgang miteinander gelebt wird.

    Hattest du in letzter Zeit einen “Aha-Moment”?

    Die eigene Zufriedenheit und im Einklang mit sich selbst zu sein ist unheimlich wichtig.

    Welche persönlichen Ziele verfolgst Du in den nächsten Jahren?

    Ich strebe einen Job an, der mir Spaß macht, mich ausfüllt und mich fordert. Ich würde gerne mit unterschiedlichen Menschen in einem Team arbeiten, die alle an einem Strang ziehen, um eine Teamdynamik zu erleben und die dabei freigesetzte Energie zu spüren. Außerdem: Französisch lernen, beim Yoga die Brücke und den Kopfstand schaffen, im Meeresleuchten baden, Nordlichter sehen, mit Schlittenhunden fahren und im Iglu schlafen. Das nächste Ziel soll eine größere Wohnung sein mit einem Balkon, auf dem ich Kräuter anpflanzen kann. Ein kreatives Zimmer wäre auch toll, dort möchte ich alle meine Mal-Farben ausbreiten und mich auf der Leinwand austoben und – wohl der wichtigste Punkt- ich möchte eine Spülmaschine.

    Anna Moraldo, Master of Science in Marinen Umweltwissenschaften
    Anna Moraldo, Master of Science in Marinen Umweltwissenschaften

    Ausgleich zur Arbeit?

    Ich liebe es einfach, mal die Musik ganz laut aufzudrehen und alles „raus zu tanzen“ – das bringt immer gute Laune. Zudem koche ich sehr gerne, probiere neue Rezepte aus und bin während des Kochens immer schon ganz gespannt, wie die neue Komposition schmeckt.

    Und nun zum Abschluss noch eine Anekdote von Dir!

    Im Studium hatten wir das große Glück, dass wir mit einem Forschungsschiff (der Heincke) in See stechen durften. Wir waren 10 Studenten und haben tagsüber verschiedene Proben aus dem Meer genommen. Zum Abend hin haben sich alle in der Messe (so wird der Essensraum auf einem Schiff genannt) zusammengefunden. Wir waren dabei total überrascht, wie vielfältig und lecker das Essensangebot an Bord war. Alle haben ordentlich reingehauen! (Hint: Diese Tatsache wird für die Pointe wichtig.)

    Zur Nacht sind wir immer weiter auf das Meer hinaus gefahren – da es März war, war es dementsprechend stürmisch und rau. Nun musste passieren, was passiert ist: Der Seegang nahm zu, sogar bis uns die Gardinen 90° im Stockbett entgegenkamen. Dabei wurde mir irgendwie immer heißer und schwummeriger. Also das durfte jetzt nicht wahr sein: Eine seekranke Meeresbiologin! ich bin schon oft Boot gefahren und hatte nie Probleme – ganz im Gegenteil.

    Anna 2013 auf dem Forschungsschiff "Heincke" in der Deutschen Bucht
    Anna 2013 auf dem Forschungsschiff „Heincke“ in der Deutschen Bucht

    Einige zeit später, hatte meine Kajüten-Partnerin dasselbe Problem. Wir wechselten uns also die ganze Nacht im Bad ab und waren dabei nicht in der Lage unseren Schlafanzug anzuziehen, geschweige denn irgendwas zu machen. Man kann sich das schlimmer als jeden Alkoholrausch vorstellen. Am Morgen mussten wir irgendwie halbwegs (kotzefrei😊) in der Messe sitzen, wo uns die leckeren Pfannekuchen, Brötchen und die gesamte Vielfalt eines schönen Frühstücks nicht mehr ganz so beeindruckten. Natürlich war das Schamgefühl groß. Bald stellte sich allerdings raus, dass von 10 Leuten, 8 seekrank geworden waren(!). Wir mussten dann noch 3 Tage auf dem Schiff durchhalten: Wir haben uns alle abgewechselt mit der Probeentnahme und dem zur Toilette laufen. 😊

    Ich möchte den Lesern mit auf den Weg geben, dass sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten für eine bessere Zukunft engagieren kann. Dabei ist es wichtig, dass man sich mit dem was man umsetzt wohlfühlt und sich nicht von anderen reinreden lässt. Dabei zählen auch die kleinen Steps, denn:

    Kleinvieh macht auch Mist!

    Ich danke Dir für das aufschlussreiche Interview!

    Interview: Jana Pohlmann

    LinkedIn-Profil von Anna Moraldo

    Xing-Profil von Anna Moraldo

    Sie benötigen Hilfe bei Ihrem Firmentext, der Abschlussarbeit oder einer Hausarbeit? Ich kann Ihnen inhaltlich oder auf der syntaktisch-grammatischen Ebene helfen. Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören.

  • Was macht eigentlich Gloria Glogau, angestellt als geisteswissenschaftliche Referentin und sozialpädagogische Mitarbeiterin im Jugendmigrationsdienst des CJD Nord?

    Gloria Glogau (27) im Homeoffice
    Durch Corona musste Gloria viel von Zuhause aus arbeiten, Videokonferenzen gehörten dabei zur Tagesordnung

    Moin Gloria, Du bist angestellt als geisteswissenschaftliche Referentin und sozialpädagogische Mitarbeiterin im Jugendmigrationsdienst des CJD Nord. Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?

    Ich bin im CJD Nord im Bereich Migration, Forschung und Beratung tätig. Zum einen als Sozialforscherin und Referentin, zum anderen als sozialpädagogische Mitarbeiterin im Jugendmigrationsdienst. Ich forsche derzeit im Rahmen zweier EU-Projekte zu den Themen Opfer rechter Gewalt und Radikalisierungsprävention. Daher verbringe ich einerseits natürlich recht viel Zeit vor meinem Laptop, recherchiere und schreibe. Ich darf in diesem Bereich jedoch auch Expert*innen interviewen und transnationale Austausche organisieren, sodass ich  –soweit möglich-  auch regelmäßig unsere Projektpartner*innen in Portugal, Spanien, Italien oder auch Slowenien besuchen darf. Als Mitarbeitende des Jugendmigrationsdienstes war ich seit Ende 2018 im Rahmen eines Projekts in vielen Jugendtreffs unterwegs, um junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund für gemeinsame Aktivitäten zu begeistern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Unter anderem durfte ich auch in einer Geflüchtetenunterkunft in Kiel aktiv sein, was mich sehr geprägt hat. Das Projekt endete jedoch im Juni 2020. Seither bin ich vor allem dafür zuständig, Gruppenangebote für unsere Zielgruppe zu konzipieren und durchzuführen, sowie Fortbildungen und Workshops zu Themen wie Diskriminierung, Radikalisierungsprävention oder interkultureller Sensibilisierung  zu entwickeln. Außerdem ist Netzwerkarbeit natürlich ein wichtiger Teil meiner Arbeit.

    Wie viel Pädagogik und wie viel Wissenschaft steckt in Deinem Aufgabengebiet?

    Mein Job hat 2018 sehr praktisch begonnen, wurde mit der Zeit aber immer theoretischer. Ich war im letzten Jahr sehr viel im Kontakt mit Jugendlichen, habe Multimedia- oder auch Graffiti-Workshops mit ihnen durchgeführt und viel von ihnen erfahren dürfen. Diese Erfahrungen helfen mir jetzt sehr für meine wissenschaftliche Arbeit und die Erarbeitung von Fortbildungen oder Workshops, die andere Menschen für Themen wie Migration und Diskriminierung sensibilisieren wollen. Durchgeführt werden diese wiederum in Schulen oder Vereinen, sodass ein stetes Zusammenspiel aus Pädagogik und Wissenschaft entsteht, was mich sehr freut.

    Wie bist Du zu dieser Position gekommen? Dein Universitäts-Abschluss “Master of Arts in international vergleichender Soziologie und Politikwissenschaften” lässt zunächst eine andere Idee von Anstellung aufkommen?

    Durch mein Studium bekam ich umfangreiche Einblicke in gesellschaftliche Prozesse und Phänomene und verspürte mehr und mehr den Wunsch, dass Menschen sich über Themen wie soziale Ungleichheit, Migration oder Feminismus  informieren bzw. informiert werden sollten, um so Vorurteile abzubauen. Auch Praktika, zum Beispiel bei der Heinrich-Böll-Stiftung, haben den Berufswunsch Referentin in mir befeuert. Da ich schon immer gerne Vorträge gehalten, Texte geschrieben und diskutiert habe, war die Anstellung beim CJD eine tolle Chance für mich, dies umzusetzen. In meine pädagogische Tätigkeit bin ich durch Praktika und Fortbildungen nach und nach hineingewachsen. Dieser Bereich ist nämlich tatsächlich ein neuer für mich, der jedoch sehr viel Abwechslung in meinen Alltag bringt.

    Glorias Arbeit orientiert sich an bestimmten Leitsätzen: Leave No One Behind
    Glorias Arbeit orientiert sich an bestimmten Leitsätzen

    Was hast du vor deiner jetzigen Anstellung gemacht?

    Ich habe mich schon in der Schule sehr für Politik und Philosophie interessiert. Mein Studium, auf das ich dann jedoch aufgrund von viel zu viel Auswahl eher spontan gestoßen bin, hat meinen Horizont in der Hinsicht sehr erweitert. Neben dem Studium habe ich einige Nebenjobs gehabt, die längste Zeit war ich jedoch als Barista in einer Kaffeerösterei tätig. Ich habe jedoch auch als Projektassistentin beispielsweise interaktive Ausstellungen für Kinder und Jugendliche betreuen dürfen oder Teambuilding-Events für Unternehmen durchgeführt. Das alles zeigte mir, dass ich Lust auf die Arbeit mit Menschen habe. Lange Zeit dachte ich jedoch, ich bräuchte mehr Sicherheit und sollte mich weiter in Richtung Wirtschaft entwickeln, sodass ich auch hier Praktika machte und mich zum Beispiel im Bereich Personalmanagement sah. Jedoch merkte ich, dass es mir viel mehr darauf ankommt, dass mein Job mir wirklich Spaß macht, ich flexibel sein kann und neue Dinge lerne und sehe.

    Würdest Du dabei im Nachhinein etwas anders machen, um Dein Ziel zu erreichen?

    Ich bin im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit dem Weg, den ich gegangen bin. Ich habe jedoch versucht, im Master das Fach Pädagogik dazu zu wählen oder zu wechseln, was ich jedoch nicht durfte. Im Nachhinein würde ich mich mehr dahinter klemmen. Auch hätte ich gerne ein Auslandssemester oder –praktikum gemacht.

    War es schwierig für Dich in der Branche Fuß zu fassen und hast Du Tipps für andere Interessierte?

    Es war in dem Sinne schwierig, als dass die Jobausschreibungen, in denen Soziolog*innen und Politikwissenschafter*innen  gesucht werden, eher rar gesät sind. Viele können sich nur schwer vorstellen, was man kann. Daher sind Praxiserfahrungen durch Praktika, ehrenamtliche Tätigkeiten und Nebenjobs extrem wichtig, um sich gut zu verkaufen. Außerdem hilft es auch für das spätere Arbeitsleben die ein oder anderen Kontakte in der Branche zu haben.

    Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. ist ein Bildungs- und Sozialunternehmen, welches seine Arbeit auf Basis des christlichen Menschenbildes gestaltet.

    https://www.cjd.de/ueber-uns/profil/

    Inwiefern spielt der Glaube eine Rolle in Deinem Job?

    Ich muss gestehen, dass mich der Name „Christliches Jugenddorfwerk“ zunächst auch irritiert hat und ich nicht so wirklich wusste, wer und was da nun auf mich zukommt. Bereits beim Bewerbungsgespräch merkte ich jedoch, wie locker und offen die Atmosphäre im Team ist. Aufgrund der Geschichte und Konzeption des Bildungsträgers ist der christliche Glaube natürlich erwünscht, jedoch wird niemand ausgeschlossen, der nicht Mitglied einer Kirche ist und auch das Missionieren gehört in keinster Form zu den Aufgaben der Mitarbeitenden. Letztlich geht es darum, wie auch bei anderen Trägern, christliche Werte wie Respekt und Toleranz gegenüber anderen in der täglichen Arbeit zu vertreten und nach außen zu tragen. Ich denke damit können sich viele Menschen identifizieren.

    Gab es einen Aha-Moment in Deinem Job?

    Wie bereits erwähnt habe ich mich schon vor meiner Anstellung beim CJD Nord Ende 2018 sehr für politische und gesellschaftliche Themen interessiert. Durch den engen Kontakt mit Jugendlichen habe ich jedoch noch einmal eine andere Perspektive auf manche Themen einnehmen können. Besonders die Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen, ihre Schilderungen und ihr Lebensumfeld haben mich sehr geprägt und meinen Wunsch noch einmal verstärkt, Mauern in den Köpfen anderer Menschen abbauen zu wollen.

    Hatte Corona einen Einfluss auf Deine Arbeitsweise?

    Auch vor Corona war Homeoffice bei uns möglich, trotzdem haben wir uns im Team meist vier Mal die Woche gesehen. Durch Corona war dies nur noch via Videokonferenz möglich. Auch zukünftig werden wir das Homeoffice weiter ausbauen, trotzdem ist der persönliche Kontakt unersetzbar. Durch Corona war es uns außerdem nicht mehr möglich, mit unserer Zielgruppe im Kontakt zu bleiben, sodass wir umdenken mussten, um junge Menschen auch von zu Hause aus zu erreichen. Ein Teil des Teams hat daher einen Youtubekanal ins Leben gerufen, auf dem sich junge Menschen zu Themen, die sie in diesen verrückten Zeiten beschäftigen, zu Wort melden konnten. Außerdem haben wir Videos dazu gedreht, wie man sich die Zeit sinnvoll vertreiben kann und beispielsweise zum Thema Maskenpflicht aufgeklärt.  Vor der Kamera sitzen und Videos drehen war für uns alle etwas komplett Neues und hat anfangs wirklich Überwindung gekostet. Am Ende hat es aber Spaß gemacht und ich konnte daran wachsen.

    Gloria ist gerne im Freien unterwegs, hier unternimmt sie eine Fahrradtour durch Kiel
    Gloria ist gerne mit dem Fahrrad im Freien unterwegs

    Welche persönlichen Ziele verfolgst Du in den nächsten Jahren?

    Mein Ziel ist lebenslanges Lernen, sodass ich mich gerne in verschiedenen Bereichen weiterbilden würde. Ich möchte weiter in die Materie Pädagogik und Soziale Arbeit einsteigen. Außerdem möchte ich mir die Flexibilität im Job beibehalten und sehe mich auch in Zukunft in keiner typischen 9 to 5-Anstellung. Für mich ist mein Job nicht der Mittelpunkt meines Lebens, mir ist Balance wichtig. Nur wenn ich auch privat zufrieden bin und mich weiterentwickel, kann ich meinen Job mit Leidenschaft ausüben.

    Hast Du einen Ausgleich zur Arbeit?

    Für mich ist ein aktives Hobby als Ausgleich zur Arbeit am Laptop unverzichtbar. Daher findet man mich auf meiner Matte sowohl mit Sonnengrüßen als auch mit Gewichten wieder. Ich bin außerdem gemeinsam mit meinen Freund sehr viel mit dem Rad in der Natur unterwegs. Reisen ist eine große Leidenschaft von mir, die ich derzeit jedoch auf Deutschland und Umgebung geschränkte. Ich freue mich jedoch auch sehr, wenn es mal wieder in die Ferne geht.

    Gloria erkundet gerne unbekannte Orte, hier 2018 in Italien
    Gloria erkundet gerne unbekannte Orte, hier 2018 in Italien

    Vielen Dank für das Interview !

    Interview: Jana Pohlmann

    Fotos: Isabelle Glogau

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