
Moin Anna; Moin Tessa, seit 2018 seid Ihr einfachmeermachen. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Moin, Jana! Bei einfachmeermachen geht es in erster Linie um Nachhaltigkeit in all ihren Facetten. Auf unserem Instagram Kanal teilen wir fast täglich Tipps und Inspirationen für einen nachhaltigeren Alltag. Mittlerweile sind wir thematisch sehr breit aufgestellt und veröffentlichen DIYs, Rezepte, Produkttests und natürlich eigene Erfahrungsberichte.
Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?
Bevor wir mit einfachmeermachen an den Start gegangen sind, haben wir uns schon länger mit der Frage beschäftigt, wie wir unser Leben etwas nachhaltiger gestalten können. Als beste Freundinnen haben wir uns darüber viel ausgetauscht und uns gegenseitig inspiriert. Irgendwann haben wir gemerkt, dass uns das nicht genug ist und wir unsere Erfahrungen gerne mit anderen teilen möchten. Ein bisschen haben wir uns wahrscheinlich auch dem „Druck“ von außen gebeugt, denn viele FreundInnen und Familienmitglieder waren sehr interessiert an unseren Tipps. Vor zwei Jahren gab es zwar schon eine Vielzahl von Accounts und Blogs, die sich mit diesen Themen auseinandergesetzt haben.
Wir haben allerdings schnell gemerkt, dass viele dieser bestehenden Accounts oft mit erhobenem Zeigefinger kommuniziert haben. Das fanden wir total schade, da diese negative Kommunikation viele Interessierte abschreckt. Wir wollten mit einfachmeermachen daher einen positiven virtuellen Ort schaffen.
Ein wichtiges Schlüsselerlebnis war darüber hinaus die Zeit, in der sich Bilder und Videos von in Fischernetze und Müll verhedderten Meereslebewesen oder Vögeln mit Mägen voller Plastikmüll häuften. Das allerschlimmste Video, das wir gesehen haben, war von einer Schildkröte, der ein Strohhalm im Nasenloch steckte. Im Video wurde ihr der Halm unter offensichtlichen Schmerzen aus der Nase gezogen und da war uns bewusst: Wir können so nicht weitermachen.
Wie seid ihr auf den Namen einfachmeermachen gekommen?
Tatsächlich haben wir gar nicht lange über einen Namen nachgedacht. Als wir uns dazu entschieden, das Projekt zu starten, sind wir sehr schnell bei einfachmeermachen gelandet. Der Name vereint dabei zwei Gedanken: Zum einen geht es uns darum, unseren FollowerInnen Tipps an die Hand zu geben, mit denen sie im Bereich Nachhaltigkeit einfach mehr machen können. Wir möchten zeigen, wie einfach es sein kann, in seinem Alltag Müll einzusparen, die Umwelt zu schützen und das Leben ein kleines bisschen „grüner“ zu gestalten.

Zum anderen unterstreicht der Name des Projekts unsere Liebe zum Meer. Uns liegt der Meeresschutz nämlich besonders am Herzen. Deswegen haben wir uns auch für einen kleinen Wal als Logo entschieden.
Was hat es mit dem Hashtag Tauschclique auf sich?
Auf die Idee einer Tauschclique kamen wir in einem gemeinsamen Schwedenurlaub. Wir fanden es einfach schade, dass der Austausch mit anderen häufig nur virtuell stattfand und wir das Gefühl hatten, keine neuen Leute mehr kennenzulernen. Deswegen riefen wir die Tauschclique ins Leben. Wer Teil der Tauschclique sein wollte, konnte uns per Instagram Bescheid geben. Wir haben allen Interessierten dann einen Partner, beziehungsweise eine Partnerin zugeteilt. Die Paare konnten dann ihre Adressen austauschen und sich gegenseitig ein kleines Paket schicken. Inhalt des Pakets sollte etwas Selbstgemachtes sein, inklusive Anleitung oder Rezept. Zum Beispiel ein DIY, welches den eigenen Alltag nachhaltiger gemacht hat.
Ihr habt auf IG 3.392 Follower – Wie viel Arbeit steckt hinter einfachmeermachen? Tessa ist Projektmanagerin & Anna Social Media Konzepterin – Ist das nicht manchmal ziemlich stressig, den Spagat zwischen regelmäßigem Content, Job und Privatleben zu finden?
Ab und zu kann es schon mal stressig werden. Das liegt dann in erster Linie aber daran, dass wir selber einen recht hohen Anspruch an unsere Inhalte haben. Wir machen uns immer Gedanken darüber, welches Foto sich besonders für einen Beitrag eignet und wie wir das Thema möglichst zugänglich behandeln können.
Zum Glück können wir uns die Arbeit am Kanal sehr gut aufteilen und ergänzen uns optimal. In Annas Job dreht sich ein großer Teil um das Texten und daher liegt es nahe, dass sie das Schreiben der Beiträge übernimmt. Tessa hingegen hat ein Händchen für schöne Visuals und Illustrationen und so hat selten eine mehr auf dem Tisch, als die andere.
Mit unserem Privatleben kollidiert einfachmeermachen nie, weil wir uns ja privat selber mit genau diesen Themen auseinandersetzen und auch die DIYs, Rezepte und Produkte selber herstellen, beziehungsweise ausprobieren.

Wie glaubt ihr, wird sich dieser “Trend” weiterentwickeln?
In unseren Augen ist das Auseinandersetzen mit dem Thema Nachhaltigkeit längst kein „Trend“ mehr, sondern eine Notwendigkeit. Klimawandel, Artensterben, die Überfischung der Meere, Fleischkonsum, Naturkatastrophen und Müll (um hier nur eine Auswahl an Faktoren zu nennen) sind Probleme, die unsere Welt definitiv verändern werden. Es wird Zeit, das eigene Verbesserungspotential zu erkennen und andere ebenfalls zum Handeln zu inspirieren. Und genau deswegen sind wir auch große Fans der Fridays for Future-Bewegung und haben selbst schon oft an den entsprechenden Demos teilgenommen.
Gab es einen Aha-Moment seit Gründung von einfachmeermachen?
Definitiv! Nämlich wie einfach es ist, sein Leben grüner zu gestalten. Viele Menschen glauben immer noch, dass so ein Lebensstil sehr zeit- und kostenintensiv ist. Beides können wir nicht bestätigen. Ob wir nun zur Drogerie gehen, um neues Waschmittel zu kaufen oder es Zuhause fix selber herstellen, macht zeitlich keinen Unterschied. Einen finanziellen Unterschied macht es allerdings: Reinigungsmittel, Kosmetika und ausgewählte Lebensmittel selber herzustellen, schont den Geldbeutel auf lange Sicht erheblich.
Besonders schön ist es auch, wenn wir hören, dass wir Menschen zum Umdenken bewegen konnten. Viele unserer FreundInnen oder Familienmitglieder sind zum Beispiel sehr schnell auf Bambuszahnbürsten umgestiegen. Das wäre ohne uns nicht (so schnell) passiert.

Welche Ziele verfolgt Ihr in den nächsten Jahren?
Auf lange Sicht planen wir auf jeden Fall einfachmeermachen deutlich größer zu machen. Wir haben so viele Ideen und Projekte im Kopf, die wir gerne umsetzen würden. Dazu fehlen uns aktuell allerdings die Ressourcen.
In unserer einfachmeermachen-Utopie arbeiten wir in unseren regulären Jobs nur noch in Teilzeit, um mehr Zeit für unser Herzensprojekt zu haben, treffen dabei viele spannende Gleichgesinnte, beraten Marken und Unternehmen und sind als Speakerinnen auf unterschiedlichen Events unterwegs.
Ausgleich zur Arbeit?
Anna: Ich habe im Februar zusammen mit meinem Freund einen Hund aus Rumänien adoptiert. Mein Ausgleich zum Beruf ist es also, Zeit mit Karlo an der frischen Luft zu verbringen. So viel in der Natur unterwegs war ich wirklich lange nicht mehr und es tut total gut, den Kopf regelmäßig „auszulüften“. Abgesehen davon, ist der beste Ausgleich, mit Tessa in den Urlaub zu fahren und einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Am besten können wir das übrigens in Schweden.
Tessa: Da mein Job leider nicht viel Kreativität zulässt, finde ich meinen kreativen Ausgleich beim Illustrieren. Einige meiner Illustrationen sind auch auf Instagram bei einfachmeermachen zu finden. Außerdem habe ich mittlerweile einen richtigen Dschungel zu Hause, der gehegt und gepflegt werden will. Mein grüner Daumen ist noch ausbaufähig, aber die meisten Pflanzen fühlen sich bei mir sehr wohl. Wie Anna schon sagt, verreisen wir gerne zusammen. Da nachhaltiges Reisen etwas mehr Vorbereitung und Recherche benötigt, starte ich bald damit, unseren nächsten großen Trip zu planen. Hoffentlich geht es nächstes Jahr für uns nach Norwegen. Im besten Falle bekommen wir dort nicht nur die Polarlichter, sondern auch freilebende Orcas zu Gesicht.

Welche Tipps habt ihr für Menschen, die anfangen wollen, ihr Leben nachhaltiger zu gestalten?
- Immer eine Trinkflasche dabeihaben, die ihr unterwegs mit Wasser auffüllen könnt.
- Mit wiederverwendbaren Einkaufsbeuteln ausgerüstet zum Supermarkt, in die Drogerie oder auf den Markt gehen.
- Weniger tierische Produkte konsumieren.
- Keine angesagten nachhaltigen Produkte kaufen, wenn ihr bereits ein Vergleichbares besitzt. Ja, eine Edelstahldose sieht schick aus, die alte Brotdose aus Plastik tut‘s meistens aber auch.
- Das eigene Konsumverhalten überdenken. Besonders im Bereich Kleidung fragen wir uns immer: „Brauchen wir das wirklich?“
Ich danke Euch für das aufschlussreiche Interview!
einfachmeermachen auf Facebook
Porträt & Titelbild: Mike Rasching
Interview: Jana Pohlmann
Schreibe einen Kommentar